Effektiver
Lernen mit Ritalin? Studenten an der Uni Luzern haben
das Mittel geschluckt und urteilen: Das funktioniert.
Experten warnen indes vor fatalen Nebenwirkungen.
Ein weiterer Trend aus den USA wird hierzulande salonfähig.
Studenten putschen sich vor dem Lernen und vor Prüfungen
mit leisstungssteigernden Medikamenten auf. Besonders
beliebt scheint ein bekanntes wie umstrittenes Präparat
zu sein: Ritalin.
Ruhig und konzentriert
Die Tabletten sollen eigentlich hyperaktive Kinder beruhigen
und Schlafkranke wach halten. «Ritalin wirkt auf
den Geist balancierend. Gleichzeitig entsteht eine innere
Wachheit», erklärt Julius Kurmann, Chefarzt
stationäre Dienste der Luzerner Psychiatrie. Eigenschaften,
die Studenten im Lern- oder Prüfungsstress nutzen
wollen. Armin K.*, der in Luzern an der juristischen
Fakultät studiert, hats in kleiner Dosierung ausprobiert.
Sein Fazit: «Ich wurde in der Tat ruhiger und
konnte mich besser konzentrieren.» In einem Internetforum
schreibt ein weiterer Student: «Habs (Ritalin)
mir die letzten paar Monate reingehauen , lernen kann
man auf jeden Fall besser.»
Mode auch an Uni Luzern
Nach Aussage von Armin K. gibt es an der Universität
Luzern mehrere Studierende, die zu leistungssteigernden
Mitteln greifen. «Die grosse Masse ist es aber
mit Sicherheit nicht», betont er. Einfluss habe
wohl auch, an welcher Uni und welche Fachrichtung man
studiere. Wie die «Zürcher Studierendenzeitung»
schreibt, ist Ritalin besonders unter Medizinstudenten
ein beliebtes Mittel zur Prüfungsvorbereitung.
Meist gelangen die Studenten übers
Internet an die Medikamente. Auch wird damit auf der
Gasse gehandelt. Armin K. bekam das Ritalin von einem
Bekannten, der das Mittel in der Pubertät wegen
Hyperaktivität verschrieben bekommen hat und bis
heute darauf zurückgreifen kann.
Grosse Suchtgefahr
Mit Ritalin zu besseren Noten? Kommt der schlechte Schüler
zu einem guten Abschluss? Armin K. betont, er könne
auch ohne Ritalin Momente höchster Konzentration
erreichen. «Die Pillen ermöglichen aber das
effektive Lernen quasi auf Knopfdruck.» Gerade
Chaoten könne dies gelegen kommen.
Hier liegt gemäss Psychiatrie-Chefarzt
Julius Kurmann die grosse Gefahr. «Ritalin kann
süchtig machen. Das wird zu einer Droge.»
Es sei vergleichbar mit Kokain. «Das Mittel putscht
auf. Lässt die Wirkung nach, kommt die grosse Leere.
Die nächste Pille wird eingeworfen, um das hohe
Niveau zu halten.» Ein Teufelskreis.
Auch wer Ritalin nur von Zeit zu Zeit einwirft, geht
Risiken ein. Die Nebenwirkungen reichen nach Aussage
von Kurmann von Nervosität und Schlaflosigkeit
bis zu Herzrhythmusstörungen. Darum betont der
Fachmann: «Ich kann vor dem Missbrauch solcher
Präparate nur warnen.»
Ausgewogenes Essen hilft
Stattdessen rät Julius Kurmann, sich Meditationstechniken
anzueignen und einen geregelten Tagesablauf zu pflegen:
Gesunde und ausgewogene Ernährung sowie regelmässige
Bewegung wirkten sich erwiesenermassen positiv auf die
Leistungsfähigkeit aus.
Autor: Michael Widmer
HINWEIS
* Name geändert.
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