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ADHS Studie
Ritalin enthält Methylphenidat, einen Amphetamin-Verwandten, und fällt daher weltweit unter das Betäubungs-
mittelgesetz

Ritalin wird in der Szene als Speed angeboten. Speed kann Schäden im Bereich der Hirnsubstanz und damit bleibende psychische Defekte erzeugen

Ritalin ist im Sport nicht zugelassen - besonders in Internationalen Wettkämpfen (Doping)

Ritalin
in Kombination mit anderen Drogen kann zu Vergiftungen (Intoxikationen) führen



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Die geschenkte Zeit

Als alleinerziehende Mutter bin ich es gewohnt, den Tagesablauf zu planen. Wie sonst könnte ich den ganzen Haushalt erledigen, die Kinder erziehen und auch noch arbeiten und den Lebensunterhalt verdienen? Wir Mütter sind 24 Stunden auf Draht und unsere Leistungen sollten alle hundertprozentig sein.


Gesamter Bericht "Die geschenkte Zeit." als PDF zum Download
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So oft werden Alleinerziehende am Arbeitsplatz benachteiligt und umso wichtiger ist es, dass wir gute Leistungen erbringen. Zwischendurch ein Telefonat: “Mami, wann kommst Du nach Hause? Ich habe Bauchschmerzen!“ Mein Herz zerbricht. Bin ich eine gute Mutter? Gehe ich arbeiten, weil ich meinen Kindern etwas mehr geben will oder weil ich mich in der Arbeit wenigstens bestätigt fühlen möchte?

Habe keine Zeit für lange Überlegungen, muss gleich los und die Kleine in die Klavierstunde bringen – und sie sagt sie hätte Bauchschmerzen. Sie sollte auch auf keinen Fall das Training für das Dance Mix verpassen, ansonsten verliert sie noch ihre Top-Position (ganz vorne) in dieser Kindertanzgruppe; und der Englischkurs für Kinder ab sieben Jahren beginnt Morgen um 15 Uhr, und ich muss noch die Materialien kaufen.  

Am Samstag hat sie dann Geburtstag, und ich will ihr eine tolle Party mit all ihren Schulkameradinnen organisieren, und das Geschenk muss ich auch noch einpacken. Ein supermega Multimedia PC Notebook, ein Spielgenuss, da kann sie ihren verwöhnten Schulkameradinnen zeigen, dass sie das Neueste besitzt. Sie kann darauf selber Musik mixen, sogar ihre eigenen Klaviertöne aufnehmen und weiter produzieren. Im Internet kann sie sich Tausende von Infos holen für die Weiterverarbeitung und natürlich alle ihre Lieblingsmusikstücke kann sie endlich herunterladen. Sie kann mit ihren Schulkameradinnen endlich auch chatten, DVD's anschauen, Unterrichtsmaterialien im Internet suchen und mir Mails senden statt mich anzurufen. Wir wissen doch alle, dass wir von unseren Arbeitskollegen angestarrt werden, wenn wir privat telefonieren, als hätten wir Mütter die Sache zuhause nicht im Griff. Die Kleine hat von ihrem Vater letzte Weihnacht einen iPod erhalten, und bisher musste sie immer zur Nachbarin gehen und sie bitten, die neusten Musikstücke für sie aufzunehmen. Dies hat jetzt endlich ein Ende.  

Aber nun zu diesen Bauchschmerzen. Sie bereiten mir schon etwas Sorgen. In letzter Zeit kommt es oft vor, dass die Kleine ‚kränkelt'. Sie klagt über Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Fieber oder plötzliche Beinschmerzen, sie isst auch kaum etwas und ist eigentlich sehr oft mürrisch und trotzig. Sollte ich wohl einmal zum Arzt gehen mir ihr?  

Meinen Arbeitsplatz habe ich bereits aufgeräumt, um mich auf dem Heimweg zu machen, als da noch ein Anruf von einer unbekannten Telefonnummer hereinkommt. Ich entscheide mich, ihn noch kurz entgegenzunehmen, es könnte ja etwas geschäftlich Wichtiges sein. Die Lehrerin meiner Tochter ist am Apparat. Sie erklärt mir die schwachen Leistungen meiner Tochter und weist mich auf ihr auffälliges Verhalten hin. Meine Tochter ärgere die Mitschüler, werfe ihnen Farbstifte nach, störe ständig den Unterricht, schlafe manchmal ein und bemühe sich nicht mehr, die Arbeiten korrekt zu erledigen. Sie beschäftige sich meistens nicht mit ihrer eigenen Aufgabe, sondern kümmere sich immer um das, was die anderen machten.  

Im offenen Schulunterricht sei es eben so, dass jeder Schüler die Verantwortung für die Erledigung seiner eigenen Aufgaben trägt. Da gibt es einen Ordner mit Arbeitsblättern, den sich der Schüler selber einteilen muss. Die Kinder arbeiten nicht alle am selben Thema. Einer malt etwas aus, der andere liest, der Dritte übt Schönschrift und der Vierte ist am Schulcomputer (immer ein sehr beliebtes Zielobjekt). Die Arbeitsblätter sind in Stufen eingeteilt; wenn man mit einer Stufe fertig ist, beginnt man mit der nächsten.  

Nun, meine Tochter arbeite überhaupt nicht an diesen Blättern. Sie sei noch nicht einmal mit dem ersten Kapitel fertig und wolle schon - wie die anderen - Blätter des Folgekapitels nehmen. Dies darf sie natürlich nicht, es gibt ja eine Ordnung und schliesslich auch noch Punkte, die man sammelt und die für gutes Benehmen und Arbeiten vergeben werden. Dies wird dann im Zeugnis erwähnt. Die Lehrerin spricht aber auch von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Störung, womöglich müsste man das Kind einmal untersuchen lassen, denn dieses Benehmen in der Schule sei gar nicht normal.  

Auf meine Frage hin, was sie mit ‚nicht normal' meine, antwortet sie, das Kind sei eben oft aggressiv, unaufmerksam, störe den Unterricht und schlafe manchmal ein. Ich versichere der Lehrerin, dass ich mit meiner Tochter sprechen und der Sache auf den Grund gehen würde.  

Nun fahre ich nach Hause und mache mir ernsthafte Sorgen wegen ihrer Bauchschmerzen. Vielleicht sind alles psychosomatische Störungen, das heisst, sie hat gar keine reellen Schmerzen, sondern diese werden durch die seltsamen Ausbrüche in der Schule verursacht. Ich nehme mir vor, mit ihr darüber zu sprechen und herauszufinden, was sie so auf den Herzen hat. Man weiss ja nie, vielleicht darf sie nicht mitspielen, vielleicht haben die anderen Mädchen eine Gruppe gebildet und sie gehört nicht dazu, oder vielleicht wird sie gehänselt, weil sie nicht die absolut neusten Markenartikel trägt (obwohl ich mich wirklich dafür abrackere, dass sie alles hat, so wie die anderen). Vielleicht ist sie aber einfach zu klug und langweilt sich in der Schule; und die Lehrerin mag ich selber sowieso nicht, so eine ‚Stadttussi', kaum 21 Jahre alt und hat das Gefühl, uns Müttern sagen zu können, was wir richtig oder falsch machen. Wie um alles in der Welt will eine so junge Lehrerin wissen, was Kindererziehung heisst, was Organisation heisst, was Probleme sind? Sie sieht doch nur ihren Unterrichtsstoff, den sie den Kindern beibringen soll, und sonst nichts!  

Vermutlich bin ich zu streng mit meiner Beurteilung der Lehrer, doch mich ärgert es einfach, dass sie alle immer so in den Schutz genommen werden. Wir sollten dankbar sein, dass es noch Lehrer gebe, die diesen Beruf ausüben, heisst es. Ich denke aber, dass wir uns diese Frage so gar nicht stellen dürfen, sondern wir müssen die Einstellung der Lehrer und das Schulsystem als Ganzes betrachten. Der Lehrer wählt seinen Beruf, weil er gerne unterrichtet, weil er den Kindern etwas beibringen will, weil er die klugen Kinder fördern und die schwachen unterstützen will; er wählt seinen Beruf, um einen sehr wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, doch im Vordergrund steht die Liebe zum Kind.  

Ich vermute aber, dass dies heute nicht oft der Fall ist. In der Schule geht es nur noch um Leistung, was bedeutet, dass die Lehrkörper selber unter einem enormen Druck stehen: sie müssen den Unterrichtsstoff plangemäss durchziehen, sie müssen sich mit Ausländerfragen und Integration beschäftigen, sie sollten den Kindern beibringen, was richtig und was falsch ist, dürfen aber nicht erziehen; sie stehen oft ratlos und ohne Erfahrung vor den Eltern da und sollten Entscheidungen treffen. Was ist da einfacher, als die ganze Verantwortung weiter zu delegieren?

 Hat die Lehrperson irgendwelche Schwierigkeiten mit einem Kind, so wir dieses gleich zum Schulpsychologen geschickt. Das weiss ich aus Erfahrung, und zwar nicht als Psychologin, sondern als Übersetzerin. Kinder, die erst seit kurzer Zeit in der Schweiz sind und aus verständlichen Gründen Probleme mit der Integration haben, werden in den Klassen zurückgestuft, was in Bezug auf die Sprache durchaus richtig ist. Aber diese Kinder werden zum Teil verschiedenen schulpsychologischen Tests unterzogen, die absurde Resultate ergeben: die Kinder werden als geistig sehr schwach (Sonderschule) oder als ADHS-Kinder eingestuft.  

Die Kinder, die ich als Übersetzerin begleitete, waren ganz normale Kinder, weder geistig zurückgeblieben noch ADHS-Patienten. Sie fragen sich nun vielleicht, wie ein Laie dies beurteilen kann. Sind das nicht alles nur Behauptungen? Und ich frage Sie: Wie kann ein Schulpsychologe ein Kind nach vier Sitzungen zu je einer Stunde als geistig behindert oder mit ADHS diagnostizieren, bloss weil das Testergebnis nicht das gewünschte ist? Das ist nicht seriös, wird aber so praktiziert!  

Hier einige Fragen, die einem sog. geistig behinderten Kind gestellt wurden, das erst seit sechs Monaten in der Schweiz lebte und unsere Sprache noch nicht beherrschte. Frage: Was machst Du, wenn am helllichten Tag das Licht im Zimmer brennt? Die gewünschte Antwort, wie sie für uns in unserem Land logisch scheint, ist: das Licht löschen. Doch dieses Kind war nicht in der Schweiz geboren und aufgewachsen, sondern stammte aus verheerenden Familienverhältnissen in Südamerika, hatte im Ghetto gelebt, etc. Für dieses Kind war elektrisches Licht ein Luxus, den es in vollen Zügen genoss, auch tagsüber.  

Obwohl die Familiengeschichte im Vorfeld vom Schulpsychologen in Erfahrung gebracht worden war, hat man sie bei der Testauswertung nicht berücksichtig. Ich war dabei, als die Schulpsychologen und Lehrkräfte miteinander diskutierten. Sie entschieden aufgrund der schriftlichen Testsergebnisse über die Zukunft dieses Kindes. Dabei wurden die entwicklungs- und bindungspsychologischen Ansätze nicht einmal erwähnt. Wozu denn der ganze Aufwand mit den Eltern? Wozu musste die Mutter über ihren unseriösen Lebenswandel erzählen? Wozu, wenn es am Ende doch nicht berücksichtigt wurde?  

Ich möchte hier keineswegs die Arbeit der Schulpsychologen angreifen und behaupten, es seien alle so. Aber denkt denn heute niemand mehr daran, dass er selber auch einmal ein Kind war? Wir hatten doch alle unsere Probleme mit den Mitschülern, mit den Eltern, gewisse von uns bekamen vielleicht manchmal sogar Schläge. Aber wir erzählten doch nicht herum, was zuhause ablief? Jeder hat irgendeine Erziehung ‚genossen' und wir können nicht erwarten, dass alle dieselbe Erziehung und Liebe erhalten. Je nachdem, was das Kind von klein auf erfährt, kann es sich besser oder schlechter in die Gesellschaft integrieren. Manchmal sind Symptome Hilfeschreie, und statt sie zu hören, gehen wir den Weg des geringeren Widerstands und stufen unsere Kinder als geistig schwach ein oder bevorzugen neuerdings die Vorstellung, sie seien krank. Dann verabreichen wir ihnen einfach ein paar Tabletten, im Falle des ADHS, einfach Ritalin.  

Nach all diesen Gedanken, die mich auf der Heimfahrt im Auto begleiteten, fiel mir plötzlich ein, dass ich einmal ein Buch gelesen hatte mit dem Titel: ‚Die geschenkte Zeit'. Es handelte von einem Kind, das in einer grossen Stadt verloren ging und plötzlich viel Zeit hatte und tausend Dinge entdeckte, Dinge, die es früher zu Hause nie gesehen hatte, z.B. Stadtschnecken, Wasserblumen, Spatzen mit verschieden farbigem Gefieder, Ameisenstrassen usw. Es fiel mir auf, dass ich die Woche für meine Tochter so verplant hatte, dass sie kaum Zeit für Langeweile hatte, keine Zeit, um selber auf Entdeckungsreise zu gehen. Es fiel mir auf, dass ich sie selber immer wieder aufmunterte, Dinge zu lernen und ihr die Natur auf Bildern und – um es noch schlimmer zu machen – am PC zeigte.  

Mein Gott! Sie hat weder Zeit, die Stadtschnecken, Wasserblumen, Spatzen und Ameisenstrassen selber zu beobachten, noch die Idee, man könnte auf Entdeckungsreise gehen. Es wird alles von mir minuziös geplant, getrimmt, gefordert. Und ich kaufe ihr auch noch ein Notebook. Ich bin nicht ganz normal!

Meine Kleine muss so erschöpft sein, dass sie in der Schule einschläft oder ihre Wut, die sie selber gar nicht richtig einschätzen kann, in Aggressionen auslässt. Ich werden einen Psychologen aufsuchen und das alles mit ihm besprechen.  

Als Erstes werde ich das Notebook zurückbringen. Sie soll mit sieben Jahren nicht vor dem PC sitzen, sie soll die Welt entdecken. Danach werde ich all diese unnötigen Freizeitsprachkurse absagen; es genügt, dass sie die Fremdsprachen in der Schule lernt, die Freizeit soll frei bleiben. Sie soll auch selber entscheiden, ob sie in den Dance Mix gehen will oder nicht. Für mich darf es auf keinen Fall wichtig sein, ob sie dort mitmacht und ob sie an erster Stelle ist. Sie muss glücklich sein dabei, nicht ich. Und das mit dem Klavier war eigentlich immer ein Wunsch von mir gewesen, genauso wie das Reiten, welches sie bereits vor einem Jahr aufgab, worüber ich dann so deprimiert war. Eigentlich möchte ich ihr alles geben, was ich nicht machen konnte, doch das ist nicht richtig. So, und wenn sie jetzt ein paar Tage zuhause sein will und mich einfach nur in ihrer Nähe braucht, dann werden wir das tun.  

ADHS! Die Lehrerin sagt mir, ich solle mein Kind auf Aufmerksamkeits-Defizit-Störung untersuchen lassen. Weshalb wohl heisst dieses Störung Aufmerksamkeits (Defizit) Störung? Vielleicht hat meine Kleine zuviel Aufmerksamkeit von mir und bräuchte weniger und ihr Defizit ist eben das Konträre, sie bräuchte weniger Aufmerksamkeit, sie bräuchte vielleicht Zeit, um sich zu langweilen.  

Wo gibt es denn in der Stadt einen guten Psychologen?

 
Lesen Sie weiter Teil 2:
Das ADHS Chaos? Persönliche Angriffe, Beleidigungen und abwertende Klassifizierungen sind an der Tagesordnung!


25.10.06 / *Michèle Portmann

* Name geändert



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